Anhand des folgenden Fallbeispiels, möchten wir dir einmal im Detail erklären, wie der Verkauf einer Firma eigentlich vonstatten geht und welche Herausforderungen dabei auf Gründer warten. Bei diesem Beispiel, das auf Basis eines Gesprächs mit Käufer und Verkäufern aufgenommen wurde, handelt es sich um eine GmbH mit nachweisbaren Umsätzen, die sich aus einem Onlineshop für Möbel speisen. Verkauft wurde das StartUp im März 2016.

Hintergrund

Ziel der Gründer war es von Beginn an, einen Onlineshop für Möbel mit einem starken Alleinstellungsmerkmal zu etablieren – die ausformulierte Idee konnte anschließend sogar einen Wettbewerb für Businesspläne in Baden-Württemberg gewinnen.

Auf Basis dieses Businessplans wurde die GmbH dann im Jahre 2014 gegründet. In den folgenden 24 Monaten konnte das StartUp stabile Umsätze erzielen, bevor die Konkurrenz im Markt nach und nach zunehmend stärker wurde.

Motivation des Verkaufs

Nicht nur die steigende Konkurrenz führte zu Überlegungen, sich von dem StartUp zu trennen – auch haben sich die Gründer eingestanden, dass ihnen selbst die Ideen ausgingen, in diesem Markt zu bestehen und das StartUp nachhaltig zu etablieren. Die Kompetenz des Gründer-Teams lag von vornherein auf der Programmierung und Ausarbeitung des Shops – Kontakte in die Möbelbranche waren so gut wie gar nicht vorhanden. Eine erfolgsversprechende Idee zur weiteren Finanzierung und dem weiteren Ausbau der Firma wurde demnach nicht gefunden.

Vorbereitung des Verkaufs

Den Gründern ist es emotional nicht leicht gefallen, den Schritt zu gehen – in der Gründung der Firma steckte schließlich jede Menge Zeit, Geld und vor allem viel Herzblut. Rational betrachtet, stand zu diesem Zeitpunkt jedoch fest, dass der Verkauf die richtige Entscheidung wäre. Als der Entschluss endgültig gefasst wurde, sich vom eigenen StartUp zu trennen, startete die Vorbereitung für den Verkauf. Hierzu wurde der Businessplan noch einmal grundlegend überarbeitet, sowie ein Dokument erstellt, das potentiellen Käufern auf einen Blick die wichtigsten Zahlen und Fakten geben konnte. Zudem wurde die Zuliefererkette über den geplanten Verkauf informiert – für den reibungslosen Ablauf wurden Prozesse umfassend dokumentiert und in Verträgen festgehalten.  Da eine GmbH selbstverständlich nicht einfach so übergeben werden kann, war es den Gründern wichtig, einem potentiellen Käufer ein detailliertes Übergabekonzept sowie einen konkreten Plan zur Übergabe vorzulegen, wie dieser Schritt für Schritt in die Firma hineinwachsen kann.

Preisbestimmung

Um einen fairen (verhandelbaren) Kaufpreis zu ermitteln, mit dem die Gründer auf Käufersuche gingen, wurde das Eigenkapital zugrunde gelegt und der Wert der bestehenden Güter im Lager, noch offene Forderungen sowie anstehende Notar und weitere Verkaufskosten addiert. Hinzu kam noch der summierte Gewinn der letzten 12 Monate als Bonus für die beiden Gründer. Der angestrebte Verkaufspreis von knapp 100.000 Euro für alle Anteile an der GmbH samt Lagerbeständen, konnte am Ende auch erzielt werden.

Käufersuche über Projektify

Sobald die aussagekräftige Anzeige auf Projektify erstellt war, dauerte es keine 5 Tage bis die ersten Anfragen über die Plattform eintrafen. Allerdings dauerte es danach mehr als 20 intensiv geführte Telefonate mit unterschiedlichen Interessenten, bis letzten Endes eine Zusage zu einem konkreten und persönlichen Treffen mit einem der potentiellen Käufer erzielt werden konnte.

Die Ursachen, wieso die ersten Gespräche nicht erfolgreich waren, oder schriftliche Anfragen erst gar nicht zu Telefonaten führten, sind unterschiedlich begründet: Zwar war der Preis, den die Gründer in ihrer Projektify Anzeige für die Firma angegeben haben, verhandelbar, doch die Vorstellungen mancher Kaufinteressenten differierten einfach zu stark von denen der beiden Gründer. Zum anderen wollten die damaligen Anteilseigner ihr Projekt an einen Käufer übertragen, dem sie zutrauten, die Firma in der Form weiterzuführen und auszubauen, die sie sich wünschen. Zwar mag es auch Verkäufer geben, die schlichtweg einen guten Preis erzielen möchten und sich nachher nicht mehr für das einstige Projekt interessieren – in diesem Fall war den Verkäufern jedoch in erster Linie die Zukunft des Projektes an sich wichtig. 

Persönliches Kennenlernen

Nach dem ersten telefonischen Gespräch, fand im darauffolgenden Monat (Dezember 2015) ein persönliches Treffen zwischen den Verkäufern und Käufern statt. Der spätere Käufer, ein Unternehmer aus Köln, reiste dazu nach Nürnberg (damaliger Sitz der GmbH), wo in einem 8-stündigen Meeting die genaue Struktur der Firma besprochen wurde. Bei diesem persönlichen Treffen wurden zudem alle Zahlen nochmals konkret dargelegt und die technischen Grundlagen des Shop-Systems erläutert. Der Käufer konnte so einen detaillierteren Einblick dahingehend erlangen, was ihn im Geschäftsalltag der Firma erwarten würde.

Weil die Gespräche erfolgsversprechend verliefen, fand wenige Tage später ein zweites Treffen statt, bei dem auch der Haupt-Zulieferer des Onlineshops anwesend war und die Kaufabsicht des Interessenten konkretisiert wurde. Die finale Zusage zum Kauf erfolgte im Februar 2016.

Abwicklung des Verkaufs

Nach der endgültigen Zusage des Käufers wurde sofort ein Notartermin für Ende Februar 2016 festgelegt, bei dem die GmbH rechtlich lückenlos an den Käufer übergeben wurde. Konkret: Die Anteile an der GmbH, die den bisherigen Gesellschaftern (den beiden Gründern) gehörten, wurden per Vertrag rückwirkend zum 01.01. des Jahres auf den Käufer übertragen.

Kommunikation der Unternehmensübergabe

Mit der Übergabe und dem Umzug des Unternehmenssitzes von Nürnberg nach Köln, wurden alle bisherigen Kunden per Mitteilung darüber informiert. Bestehende Verträge, sei es zwischen Zulieferer und GmbH oder mit Hosting-Partnern etc., wurden folgend allesamt umgeschrieben.

Die Verkäufer erklärten sich zudem bereit, weiterführend zu unterstützen, bis sich der neue Träger der GmbH in alle Abläufe eingefunden hat. Diese Unterstützung wurde per vereinbartem Stundensatz vergütet.

Durch eine 20-jährige Erfahrung in der Branche und frische Ideen für das Konzept, konnte der Käufer das Projekt ausbauen, nachhaltig etablieren und bis heute gute Umsätze erzielen.

Fazit & Tipps

“Warum haben die dieses Fallbeispiel so genau dargestellt”, fragst du dich vielleicht an dieser Stelle. Der Grund: Wir möchten dir damit zeigen, dass der Verkauf eines umfangreichen Webprojektes (in diesem Fall samt kompletter Firma/Anteilen an einer Firma), bei dem auch Zulieferer und zahlreiche Verträge eine Rolle spielen, Zeit benötigt und nicht von heute auf morgen funktioniert. Unsere Erfahrungen zeigen, dass viele Verkäufer mit falschen Vorstellungen an einen geplanten Verkauf herangehen und Verhandlungen dadurch oft nicht erfolgreich sind. 

Vielmehr bedarf es einer mehr als guten Vorbereitung und oftmals zahlreichen persönlichen Gesprächen mit Interessenten, die anfangs nervenaufreibend und mitunter enttäuschend verlaufen können.  Wurden konkrete Gespräche bei einem persönlichen Treffen geführt und ist eine Einigung gefunden, ist die Firma noch lange nicht verkauft – das zeigen die in diesem Beispiel verdeutlichten Maßnahmen bei der Abwicklung des Verkaufs. So muss die Übergabe korrekt geplant, und dem Käufer ein Übergabekonzept in Form von Dokumentationen und eines konkreten Plans präsentiert werden. Zudem kommt man beim Verkauf solch umfangreicher Projekte nicht um den Besuch beim Notar herum, bei dem die Übergabe von Unternehmensanteilen und Wirtschaftsgütern in einem Vertrag rechtlich lückenlos festgehalten wird.

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