Wer sich mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Online-Marketing beschäftigt, kennt den elementar wichtigen Fachbegriff „Keywords“, zu Deutsch: „Suchworte“ oder „Suchbegriffe“. Dahinter verbirgt sich ein Konzept, dass viele Jahre für das Suchen in Suchmaschinen galt: Menschen geben einen oder mehrere Begriffe in den Suchschlitz einer Suchmaschine ein. Die Suchmaschine gibt daraufhin Ergebnisse heraus, die dem Suchbegriff und der vermuteten Suchabsicht des Nutzers entsprechen. Webseitenbetreiber kennen ihre Keywords und optimieren ihre Webseite auf diese Suchworte.
Doch die Art und Weise, wie wir Suchmaschinen benutzen, ändert sich. Statt auf Suchworte Ergebnisse zuliefern, werden die Suchmaschinen zu Antwortlieferanten. Statt sie mit Keywords zu füttern, stellen viele ihrem Smartphone oder Assistenten Fragen – und diese antworten auch. Sprachassistenten wie Siri, Alexa und Cortana erleichtern uns das Leben. Sie verändern auch, wie wir Suchmaschinen benutzen und wie wir mit ihnen interagieren. Anstatt dem Assistenten ein Suchwort entgegenzurufen, stellen viele ihm Fragen: „Was ist ein Schuppentier?“, „Warum feiern wir Pfingsten?“ oder „Wo hat Manuel Neuer geheiratet?“. Hierbei handelt es sich um reale Suchanfragen, die du alle in den Google Such-Charts 2017 nachlesen kannst. In dieser Entwicklung liegt eine große Chance für Webseitenbetreiber. Warum? Das wird in diesem Artikel verraten.
Ähnliche Suchanfragen – andere Ergebnisse
Mit den Suchanfragen ändern sich auch die angezeigten Ergebnisse bei Google. Dies verdeutlichen die beiden folgenden Suchbeispiele.
Suche ich nach dem Wort „Pfingsten“ werden mir auf den ersten drei Plätzen die Websites Wikipedia, Schulferien.org und rp-online.de angezeigt. Gebe ich in Google hingegen die Suchanfrage „Warum feiern wir Pfingsten“ ein, erhalte ich ganz andere Ergebnisse: mdr.de, kindersache.de und faz.net. Probiere aus, wie die Suchergebnisse sich bei dir ändern.
Die Ergebniswebseiten haben ähnliche Inhalte und erklären dem Suchenden beispielsweise wann Pfingsten gefeiert wird. Aber die anzeigten Seiten unterscheiden sich massiv. Wer nach einem Keyword sucht, erhält andere Ergebnisse, als derjenige der nach einer Frage – und damit nach einer konkreten Antwort – sucht.
Das gleiche Ergebnis zeigt sich auch bei unserer zweiten exemplarischen Suchanfrage. Ob man das Keyword „Waschbrettbauch“ oder die Frage „Wie bekomme ich einen Waschbrettbauch?“ eingibt, hat erheblichen Einfluss auf die angezeigten Ergebnisse. So werden auch hier unterschiedliche Websites als Topergebnisse geliefert.
Die Folgen für die Webseitenbetreiber die z.B. für das Keyword „Waschbrettbauch“ bei Google weiter oben ranken, sind gravierend: Sie verlieren Traffic, da sie ihre Webseite nicht auf die Frage „Wie bekomme ich einen Waschbrettbauch?“ optimiert haben. Der aus der Voice Search hervorgegangene Trend auf Fragen und nicht auf Keywords zu setzen, ist eine große Chance für Webseitenbetreiber. Diejenigen die diesen Trend bereits erkannt haben, können ihre Besucherzahl erheblich steigern. Wer hier mitspielen möchte, optimiert seine Inhalte nicht nur auf einzelne Suchworte, sondern auch auf komplette Suchfragen.
Fragen finden
Das sich die Suche verändert, nimmt die Recherche nach Suchanfragen nicht ab. Doch es verändert sie. Im Fokus stehen nun nicht mehr Keywords, sondern Suchphrasen in Form von Fragen. Hier gibt es nützliche Helfer wie „W-Fragen-Tools“. Diese Tools untersuchen Google Suggest nach Fragen zu bestimmten Suchworten. Die Ergebnisse dienen als Ausgangspunkt für die Optimierung der eigenen Inhalte.
In meiner Beispiel-Suchanfrage habe ich das Wort „Selbstständig“ geprüft und das folgende Ergebnis erhalten:
Schaue ich auf die Ergebnis-Liste so fällt mir sofort eine Idee für einen Beitrag ein: „Was können Selbstständige von der Steuer absetzen?“
Inhalte auf Fragen optimieren
Die W-Fragen-Tools helfen Inspiration für Beiträge für die eigene Webseite zu finden. Oftmals hilft es auch schon, wenn bekannte Frageworte mit dem eigenen Suchwort kombiniert werden:
- Was? – „Was ist …?“ – Eine Was-Frage verlangt in der Regel nach einer Erklärung oder Definition.
- Wer? – „Wer ist …?“ – Eine Wer-Frage richtet sich an beteiligte Personen.
- Wie? – „Wie geht …?“ oder „Wie mache ich …?“ – Auf eine Wie-Frage folgt eine Erklärung einer bestimmten Technik oder eine konkrete Anleitung, um ein Problem zu lösen.
- Wann? – „Wann ist …?“ oder „Wann war …?“ – Wann-Fragen verlangen Orts- und Zeitangaben als Antwort.
- Warum? – „Warum ist …?“ oder „Warum werden wir …?“ – Auf Warum-Fragen wird in der Regel mit Gründen geantwortet.
Wenn du zu deinem Suchwort die W-Fragen beantwortest, so strukturierst du deinen Artikel. Das sieht Google und das sehen auch die Nutzer. Die W-Fragen sind nicht nur Kandidaten für die vorderen Plätze bei Google, sondern sie erleichtern den Webseitenbesucher auch das Lesen und Verstehen deines Beitrages. Durch sie wird der Beitrag in mehrere Teile gestückelt.
In der Anwendung sieht das dann wie folgt aus: Die Hauptfrage wird die H1-Überschrift und auch die URL der Unterseite. Alle weiteren Fragen werden H2-Überschriften. Sie sorgen dafür, dass das Thema weitervertieft wird.
Tipps für die Praxis – Wie du W-Fragen richtig anwendest
Frageworte helfen den Inhalt zu strukturieren und sind eine Reaktion auf veränderte Suchanfragen. Sie helfen auch bei Themenmangel und gegen Unsicherheit, welche Themen sich lohnen. Denn die über W-Fragen-Tools gelisteten Fragen stammen von Google-Nutzern, die diese dort gestellt haben.
W-Fragen sind vor allem eine Erleichterung für Webseitenbetreiber. Während bei herkömmlichen Suchworten die Suchabsicht des Nutzers hinzugedacht werden muss, entfällt dies bei W-Fragen. Ihre Antwort liegt quasi auf der Hand und bedarf nur noch einer adäquaten Reaktion.
Der Fokus bleibt ähnlich wie bei Keywords: Es geht darum Probleme zu lösen. Dafür müssen die Inhalte gut und relevant sein. Die Beantwortung von Fragen soll wirkliche Hilfe bieten und auch die Kompetenz des Autors beweisen. Wer das leisten kann, ist beim Beantworten von Fragen goldrichtig!
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Pierre Kurby ist seit 2011 im Online-Marketing und SEO tätig. Er ist Autor vom SEO-Buch „Trumpf durch Inhalt“ und betreibt das Portal www.bedeutungonline.de.